Der Deutsche Buchpreis 2019 geht an .... Saša Stanišić

Offiziell eröffnet wird die Frankfurter Buchmesse 2019 erst heute. 
Die heimliche Eröffnung, die gar nicht so heimlich vonstatten geht, findet aber immer schon am Montagabend im Frankfurter Römer statt, wenn dort der Deutsche Buchpreis verliehen wird. 
Gestern hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit, nicht nur live vor dem Fernseher, sondern tatsächlich live vor Ort dabei zu sein und es war toll.
Eine Messe ist ja immer auch ein bisschen ein Jahrmarkt der Eitelkeiten, eine Branche feiert sich selbst, da macht die Buchmesse keine Ausnahme und es ist nur meiner persönlichen Begeisterung für das Medium Buch in dreifacher Hinsicht (als Autorin, Leserin und Buchhändlerin) geschuldet, dass ich mich unter den klirrenden Sektkelchen der Büchermenschen wohler fühle als unter denen der Computerfans (Cebit) oder der Autoindustrie (IAA). Rein äußerlich sind wir da eher alle gleich. 
Trotzdem war die Preisverleihung gestern im prunkvollen Kaisersaal des Römers für mich ein ganz besonderes Highlight. 
Der Deutsche Buchpreis 2019 ging an Saša Stanišić für seinen Roman "Herkunft". 

© privat


Soweit ich das von früheren Preisverleihungen her beurteilen kann, war der Applaus für einen Autor noch nie so deutlich, laut und langanhaltend wie gestern. Lediglich die Fernsehkameras im Rücken des Publikums verhinderten offenbar Standing Ovations. 
Schon bei der Vorstellung der sechs Buchpreiskandidaten erntete Saša Stanišić den kräftigsten Applaus

Am meisten beeindruckt hat mich aber die Rede des Preisträgers, der - so er selbst - gesundheitlich ziemlich angeschlagen war und nur unter einer Dröhnung Ibuprofen überhaupt an der Zeremonie teilnehmen konnte.

Ich hatte das Glück, später am Abend noch ein paar Sätze mit ihm wechseln zu können. Wir tauschten uns aus über seine Flucht als Jugendlicher nach Heidelberg und die Parallelen zu den Flüchtingsgeschichten, wie ich sie 1992 hundertfach in Hanau von bosnischen Kriegsflüchtlingen gehört habe, die ich damals - noch als Anwältin - mitbetreute. Und wir kamen überein, dass sich eigentlich für Menschen, die fliehen müssen, nichts geändert hat. Seine Rede lässt sich am besten in einem Satz zusammenfassen, den er selbst gestern gesprochen hat. 
Saša Stanišić sagte, dass er das Glück hatte, "dem zu entkommen, was Peter Handke in seinen Texten nicht beschreibt"

Die Preisrede im kompletten Wortlaut findet ihr HIER
lest sie. Unbedingt.


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