Zucker - ein weißes Gift?

 

Ich habe euch im letzten Beitrag erzählt, dass ich mich müde, schlapp und ausgelaugt fühlte. Und keine Ahnung hatte, wo das herkam. Ich hätte den ganzen Tag schlafen können, meine Ärztin fragte mich, ob ich nachts eventuell zu wenig oder zu kurz schlafe, aber eher das Gegenteil war der Fall. Ich habe gefühlt immer geschlafen. Ich fühlte mich wie in einem ewigen Winterschlaf. Und wenn ich nicht gerade müde war und schlafen konnte, dann hatte ich Hunger. Richtige Heißhungerattacken. Was wieder dazu führte, dass ich weiter zugenommen habe und noch müder und erschöpfter wurde. Natürlich habe ich mich schon aufgrund meines Übergewichts viel mit Ernährung beschäftigt. Ich habe versucht, nur noch "gesund" zu kochen, also zumindest das, was ich bisher unter gesund verstanden habe. Ich habe versucht, Kalorien zu zählen, aber gegen die Heißhungerattacken kam ich nicht an. Und müde blieb ich nach wie vor. Ich habe begonnen, mehr Bewegung in mein Leben einzubauen und habe mir immer mal wieder gesagt: Du wirst halt alt. Klar bist du mit 60 nicht mehr so leistungsfähig wie mit 30. Was erwartest du? All die Lesereisen, die vielen Lesungen vor den vielen oft zu großen Klassen, die Arbeit im Buchladen, das ständige Kistenschleppen, der große Haushalt, all das schlaucht und macht müde. Das steckst du mit 60 nicht mehr so einfach weg. Das alles stimmt auch. Aber ich fühlte mich nicht wie 60, ich fühlte mich wie 80. Und wäre am liebsten so manchen Morgen überhaupt nicht mehr aufgestanden. Eine Zeitlang vermutete ich einen Burnout, dann eine Depression, aber so richtig hat das alles nicht gepasst. 

Eher durch Zufall bin ich dann auf der Suche nach weiteren Informationen über Ernährung auf eine Sendung über Zucker gestoßen. Und auf einmal hatte ich dieses Gefühl: Die reden in der Sendung von mir. Müdigkeit, Schlappheit, Antriebslosigkeit, permanente Heißhungerattacken, Gewichtszunahme, all das wurde in der Sendung als eine Begleiterscheinung bei einer zuckerreichen Ernährung erwähnt. Ich fing an, mich auf die Suche zu machen. Nach weiteren Informationen und nach dem Zucker in meinem Leben. Zucker im Kaffee hatte ich noch nie, das konnte es also nicht sein. Auch kaufte ich nur zuckerfreies Müsli, trank nur ungesüßten Tee und Süßgetränke meide ich schon lange. Übergewicht und so. 

Aber je mehr ich mich auf die Suche machte, desto mehr blieb mir der Mund offen stehen. Laut diverser Studien essen wir Deutschen pro Tag 90 bis 100 Gramm Zucker im Schnitt. 90 Gramm. Ein Stück Würfelzucker hat etwa 3 Gramm. Das würde bedeuten, dass wir 30 Stück Würfelzucker essen. Täglich. Das wollte ich nicht glauben. Ich beschloss, das für mich auszuprobieren. Und wurde zu einer Art Zuckerdetektivin. Ich beschloss, alles von meinem Speiseplan zu streichen, dem industriell hergestellter Zucker zugesetzt ist. Fieserweise gibt es da ja nicht nur den klassischen Haushaltszucker. Auch Süßigkeiten und meine heißgeliebten Gummibärchen musste ich meiden. Das war mir klar. Aber Zucker verbirgt sich auch hinter ganz vielen anderen Bezeichnungen wie z.B. Glukose, Fruktose, Saccharose etc. Nichts davon wollte ich mehr essen. Und aß erst einmal - NICHTS

Tatsache ist, ich habe außer frischem Obst und Gemüse zunächst fast nichts gefunden, dem nicht irgendwie Zucker zugesetzt worden ist. Guckt mal spaßeshalber auf die Verpackungen von Wurst und Käse. Keine Wurst ohne Zucker. Fast kein Käse ohne Zucker. Ich habe nach Brot gesucht. In jedem Brot, selbst im körnigsten Vollkornbrot, ist Zucker enthalten. Chips, Saure Gurken, alles aus Dosen sowieso, Zucker. Selbst in einer Brotbackmischung oder im Gemüsebrühpulver steckt Zucker. Zucker dient der Haltbarmachung und als Geschmacksträger. 

Ich habe noch ein paar weitere Sendungen zum Thema gefunden und dann von einen auf den anderen Tag den zugesetzten Zucker aus meinem Leben gestrichen. Um nicht nur noch Rohkost essen zu müssen, erlaube ich mir einen Zuckeranteil unter 1 % , in ganz seltenen Ausnahmefällen und wenn ich keine Alternative finde, dann auch mal unter 2 %. Aber meistens geht es auch ohne. Anfangs habe ich jedes Etikett studiert, inzwischen kenne ich meine Pappenheimer schon ganz gut. Ich mache das jetzt seit 5 Wochen und mache es für euch jetzt mal kurz:

Ich habe mich definitiv noch nie so gut gefühlt. 

Seit ich zuckerfrei lebe, sind meine Heißhungerattacken spurlos verschwunden. Ich esse drei (große) Mahlzeiten am Tag, snacken und abendliches Naschen gehören der Vergangenheit an und fehlen mir auch kein bisschen. Ich hätte mir das vorher nie und nimmer vorstellen können. Meine nachmittägliche Müdigkeit ist spurlos verschwunden. Ich fühle mich jeden Morgen wach und ausgeruht und das hält über den ganzen Tag an. Ich habe jetzt in fünf Wochen fast fünf Kilo abgenommen, obwohl ich gefühlt rund um die Uhr esse. Ich fühle mich energiegeladen, meine Haut fängt an sich zu verändern, es ist, als ob ich mich jahrelang innerlich vergiftet hätte und jetzt endlich frei von diesem Gift wäre. 

Ich könnte euch jetzt noch viel erzählen über Insulinkurven und Blutzuckerspiegel, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, aber am besten informiert ihr euch selbst einmal, wenn euch das Thema interessiert. Ich will hier auch gar nicht ein einzelnes Video oder eine einzelne Doku verlinken, weil ihr unter dem Stichwort "zuckerfrei" so viele Informationen findet.

Eins vielleicht noch: Diese negativen Folgen von zu viel Zuckerkonsum sind bekannt. Viele, sehr viele Krankheiten könnten verhindert werden, würden wir uns nicht rund um die Uhr mit dem süßen Gift vollstopfen. Trotzdem gibt es kein Verbot und keine Reglementierung. In anderen Ländern wurde inzwischen eine Zuckersteuer eingeführt. In Großbritannien hat das dazu geführt, dass in der klassischen Fanta z.B. nur noch zwei Drittel des Zuckers einer deutschen Fanta enthalten sind - ohne Geschmacksverlust. Aber in Deutschland will man diese Zuckersteuer nicht. Die Zuckerlobby ist einfach viel zu mächtig.

Und das zu erkennen hat mich wütend gemacht. Denn hier geht es ja nicht mehr nur um mich und meinen persönlichen Umgang mit meiner Ernährung. Hier geht es um uns alle und allen voran um unsere Kinder. Die Zuckerlobby sagt, es läge doch in der Verantwortung der Eltern, wenn sie ihren Kindern zu viel Zucker geben. Aber: es gibt quasi nichts, das keinen Zucker enthält. Selbst auf dem vermeintlich gesunden Salatteller glänzt der Balsamico - voller Zucker. Sojasoße - Zucker. Ketchup - Zucker. Selbst in Senf ist Zucker. Es braucht viel Einfallsreichtum, sich dem zu entziehen. Aber wenn man es dann mal geschafft hat, dann kommt der Geschmackssinn auch wieder zurück. Und auch das ist unbeschreiblich. 

Und falls ihr fragt: ich esse Obst (in Maßen) und Trockenfrüchte, wenn mir etwas Süßes fehlt. Meine absolute Lieblingsnascherei wird mir neuerdings meinstens von meimem jüngsten Sohn weggefuttert: Eine Dattel, gefüllt mit einer halben Walnuss. Probiert das mal. Das ist himmlisch. 

Neben all den oben beschriebenen positiven Nebeneffekten ist mir heute ein weiterer Effekt aufgefalen: seit ich Zucker konsequent meide, koche ich ganz automatisch gesund. Denn ich koche ja nur noch aus Lebensmitteln, die dieses Wort auch verdienen. All das Zeug mit Zuckerzusatz, also alles, was irgendwie industriell aufbereitet worden ist, fällt ja sowieso raus aus dem Plan. Sogar unser Brot backen wir wieder selbst. In meinen Broten war noch nie Zucker, das ist gar nicht neu. Aber aktuell wunderbar passend. 

Ihr müsst mich nicht nachahmen. Ich habe für mich eine Ernährungsform gefunden, die mich glücklich macht und offenbar  zu mir passt. Eine Religion will ich nicht daraus machen. Wenn ich mal wieder Lust auf ein Stück Schokolade habe, werde ich das auch essen. Aber im Moment überwiegt die Wut auf diese - entschuldigung - Verarschung in Sachen Ernährungsindustrie. 100 Gramm. Täglich. Und wir wissen es nicht einmal. Macht euch mal den Spaß und guckt ein paar Etiketten durch. In eurem Kühlschrank. Oder auch beim Einkaufen. Ihr werdet Bauklötze staunen.

Viel Spaß beim Forschen und vielleicht auch beim Ausprobieren. Und falls ihr auch schon Erfahrungen mit einem Leben ohne Zucker gemacht habt, lasst mich mal wissen, wie es euch damit geht.



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